Schreiben: Ich gebe zu, ich mache es auch nicht mehr ganz so wie am Anfang.
Meine ersten Gags und vor allem Bits, also gebündelte Gags zu einem Thema, habe ich noch Wort für Wort mit meinen Überleitungen festgehalten. Es gibt aber noch weitere Möglichkeiten.
Mittlerweile arbeite ich für Stand up etwas anders. ich habe natürlich meine umfangreichen Notizen für meine Gags als Basis und ich lege mir die Bits inhaltlich schon in eine plausible Reihenfolge, aber die Übergänge “erarbeite” ich quasi auf der Bühne.
Für mich macht es das ganze heute flexibler, man redet sich quasi zur Punchline hin, kreist sie mit Worten ein und das kann immer etwas anders aussehen.
Allerdings war dieses konsequente Ausschreiben zu Anfang wirklich hilfreich um überhaupt ein Gerüst zu erarbeiten, auf dem man dann den Gags entgegenklettert. Und es hilft auch zu sehen, wie sehr sich Material verändert und warum – manchmal nur durch wenige Worte oder einen neuen Gedanken, ausgelöst durch das Schreiben.
Die Bühne ist dann letztlich der Ofen, in dem die Punchlines „aufgehen“ – oder eben auch nicht,
Der beste Weg findet sich dann durch eine gewisse Anzahl an Auftritten und das Gefühl dafür, wie es am besten funktioniert und ankommt – auch im Zusammenspiel mit dem Publikum als Partner.
Beim “Einkreisen” der Punchline wird man nach und nach sicherer und die Worte schleifen sich ein.
Ein gewisser Mechanismus übernimmt. Dann sitzt der Gag oder das Bit.
Außerdem addiert das Feedback des Publikums nicht selten noch Ideen hinzu, die einem beim Schreiben nie gekommen wären. Trotzdem ist es natürlich die Grundlage für gute Gags.
Schreibfaul oder “Krieg und Frieden”?
Es ist immer gut, nicht nur irgendwelche Ideen-Schnispel zu überfliegen, sondern schon eine gewisse Struktur zum Arbeiten zu sehen, die auch Wochen oder Monate später noch klar wird.
Außerdem sieht man bei etwas weiter ausgeschriebenen Ideen die Möglichkeiten eher, sie mit anderen Gags zu einem Bit zusammen zu führen.
Es gibt Comedians, die sich als “schreibfaul” bezeichnen und nur das absolut nötigste notieren – dann arbeiten sie solange live mit ihrer Idee, bis sie für sie fertig ist. Fertig im Kopf wohlgemerkt.
Andere transkribieren ihre aufgenommenen Auftritte und behalten so das, was am besten funktionierte als Essenz übrig. Auch so wird man besser.
(Für die Schreibfaulen – dafür gibt es auch mittlerweile ziemlich gute Software, die eure Ton -und Videoaufnahmen verlässlich in Text umwandeln. Also, es gibt keine Ausreden mehr!)
Und wieder andere schreiben eben wirklich jedes Wort, bis zum gespielten “ähm” samt aller Act outs auf. Das ist vor allem bei der längeren Form von Bits oder dem Storytelling ein guter Weg.
Das kann am Anfang ein Vorteil sein, weil du dich auch so abseits der Bühne wirklich mit deinem Material beschäftigen und daran feilen kannst. Für Newcomer kann ein richtiges “Script” des Auftritts eine gute Hilfe sein, um sein Material zu lernen.
Ein bisschen wie Schauspieler, aber natürlich mit deinem Text und dich als “Figur”.
Achte nur beim Schreiben (und Bearbeiten) darauf, dass du es knapp hältst und nicht ins schwafeln kommst. Das kann auf dem Papier schon mal schnell passieren.
Nach einer gewissen Zeit wirst du dein Script dann sicher nicht mehr brauchen.
Hör ruhig auf Johnny Carson!
Für Comedians, die so arbeiten, ergibt sich vielleicht später noch eine weitere Möglichkeit: sie können auch “für andere” schreiben.
KollegInnen, Radio, TV oder Webformate – wenn du für dich schon dezidierte Bits oder Sketche aus formulierst, dann sollten Fremde das doch ohne Probleme umsetzen können.
Wie der große Johnny Carson langjähriger Moderator der amerikanischen „Tonight Show„) es einst wohl formulierte: “Wenn du lustig schreiben kannst, wirst du immer einen Job in der Comedy finden.”
Gut, er sagte dies im Amerika, dem Mutterland der Comedy-Industrie für alle Medien.
Aber, recht hatte er trotzdem.
Hier noch einige Tipps und Ideen WIE du am besten deine Ideen festhältst und was du dabei unbedingt beachten solltest: Wirst du es schreiben, wird´s bleiben…
Ich war selber lange im Comedy-Sektor aktiv und kann nur sagen: Toller Blog – weiter so!
Vielen Dank! Das freut mich aus berufenem Munde dann besonders!