Darum solltest du niemals einen Gag klauen!

Fremde Federn schmücken, aber wärmen nicht

Die Verlockung mag sehr groß sein, gerade zu Anfang, wenn noch das Material fehlt.
Ein kleiner Gag, den man bei einer anderen Person gehört hat (und der gut funktionierte), flugs eingebaut in den eigenen Auftritt. Ein Lacher aus dem Publikum. Toll!

Wirklich? Kann man sich über so einen geklauten Lacher freuen? Ich denke eher nicht.
Zu dem eigenen, schlechten Gewissen (das einen hoffentlich dann plagt) kommt noch eine Gefahr, die viel bedrohlicher ist.

Gag-Klau ist so alt wie die Comedy selbst – naja, vielleicht 10 Minuten jünger…

Die Wahrscheinlichkeit, dass der eine oder die andere im Publikum diesen Gag doch schon beim Urheber gehört hat, ist immer gegeben. Auch nicht so bekannte Comedians schwirren mit vielen ihrer besten Gags im Internet umher. Eine gewisse Qualität muss ein Gag schon haben, damit er geklaut wird und so steigt die Wahrscheinlichkeit des Deja-Vu´s bei den Zuhörer*innen.
Außerdem passen die fremden Pointen auch nicht immer so gut zur eigenen Persona wie zu einem Original-Verfasser. Und auch das merkt ein Publikum.

In früheren Zeiten haben sich Unterhaltungsgrößen gerne bei anderen bedient. Teilweise schamlos geklaut oder auch ganze Nummern gekauft – meist aus dem englischsprachigen Raum, um sie nach Übersetzung dann zum Beispiel um deutschen Fernsehen oder auf der Bühne zu bringen.
Über das kaufen von Gags kann man, im Gegensatz zum Klauen, geteilter Meinung sein.

Unnötig zu erwähnen, dass es äußerst verpönt ist in der Szene – zumindest unter den Comedians selber.
So manchen Veranstalter scheint es immer noch nicht zu stören, wenn er Comedians mit Fremdmaterial eine Bühne gibt.

Nicht jeder gleiche Gag ist gleich geklaut

Wir müssen allerdings das „Klauen“ deutlich unterscheiden von den offensichtlichen Pointen, über die jeder stolpert. Da bleiben die ersten Ideen sicher bei vielen Comedians ähnlich gelagert. Erst bei weiteren Drehungen und Verbindung mit der eigenen Person werden daraus dann originelle Gags – und können im besten Fall nicht geklaut werden. Diese Mehrarbeit (und das Talent dazu) unterscheidet im Übrigen auch gute Comedians von nicht so guten.

So kannst du einen fremden Gag trotzdem machen!

Die eingangs angesprochene Gefahr, die größer ist, als mit einem geklauten Gag aufzufliegen ist folgende:
Wer dir auf die Schliche gekommen ist, fragt sich unweigerlich: „Sind die anderen Gags vielleicht auch alle geklaut?“ Auch wenn das nicht der Fall sein sollte – die Saat ist gesät und deine Glaubwürdigkeit dahin.

Wenn du also einen Gag hast, der wunderbar zu dir und deinem Material passt, oder der etwas perfekt einleitet, dann mache ihn!

Ich gebe offen zu, ich habe auch einen Gag von jemand anderes im Programm. Der Gag ist von Johann König – zumindest hat er ihn in einem Programm gebracht und er passt wunderbar als Einleitung zu einem Gag von mir. Also, bringe ich ihn natürlich – und sage aber vorher, dass er von Johann König ist!
Die Leute lachen natürlich über den Gag – aber noch mehr über meinen, der dann einen draufsetzt.

FAZIT

Mit fremden Gags aufzufliegen ist nicht nur peinlich, sondern kann die Glaubwürdigkeit und dein Ansehen als Comedian (auf und hinter der Bühne) zunichte machen. Sich mehr mit dem eigenen Material zu beschäftigen verkleinert auch die Gefahr, ähnliche Gags wie andere zu haben. Je persönlicher oder durchdachter Gags sind, desto einzigartiger werden sie und können schwerer „übernommen“ werden.

Wenn du nicht auf deinen fremden Lieblingsgag verzichten willst, nenne den Urheber und lasse ihm die gebührende Anerkennung – das wirkt sich auch positiv auf dich aus.
Aber: belasse es am besten bei diesem einen „zitierten“ Gag! 😉

Mach´s einfach witzig - Mehr Humor für Texte und Vorträge, Buchvorstellung

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert