Schreibblockade? So geht dir das Gag-Material nie aus

Ich finde es immer außerordentlich amüsant, wenn Comedians von einer „Schreibblockade“ reden. Was für ein Unsinn! Für Leute, die sich Gags ausdenken, kann es so etwas nicht geben. ALLES kann ein Gag sein. Deine „Schreibblockade“ ist also eine Denkblockade – und versuche jetzt gerade mal NICHTS zu denken!

Siehst du, gar nicht so einfach – es sei denn, du liest dies gerade in deiner Mittagspause in einem Shaolin-Kloster vor der nächsten Meditationsrunde.

Das Problem ist, dass man zu oft versucht in Pointen zu denken!
Wenn du ein Haus zeichnen willst, womit fängst du an? Mit dem Dach? Mit den Fenstern? Sicher nicht.
Die Punchline ist dein Dach, das aus vier Wänden erstmal eine Hütte macht.

Also versuchen wir erstmal, vier Wände zu finden – unser Fundament, auf das wir die Punchlines draufsetzen können. Und vier Wände finden wir überall. So ziemlich alles um uns herum kann uns zur Vorlage dienen.

Falls du tatsächlich mal wieder an ein „Denk-Plateau“ stößt, hier ein paar…

Anregungen für Gag-Fundamente:

Die Nachrichten.

Gähn, ich weiß.
Aber, denk daran: je trockener eine Nachricht ist, desto überraschender ist es, einen Gag daraus zu machen!
Solltest du auch nur im Ansatz eine „Schreibblockade“ wittern, schnapp dir eine Tageszeitung. Wenn du die täglichen Schlagzeilen durchkämmst, hast du immer Material, mit dem du dich befassen kannst. Vor allem, wenn es dich auch selber interessiert.
Mein Tipp: Nimm dir nicht nur die Seite 1 Schlagzeilen vor – dazu hat irgendwie immer jemand schon einen „lustigen Take“ und du läufst Gefahr in die selben Kerben zu schlagen.
Klar, wenn alle die Grundinfo schon haben, braucht man „nur noch“ seine Gags draufpacken, aber oft hat es auch Vorteile (und Gag-Potential) wenn dein Publikum die Nachricht noch gar nicht kennt. Man überrascht die Leute schon mit einer unbekannten Nachricht und setzt dann noch einen drauf.
Oder man nutzt gleich…

Skurrile Nachrichten und Fakten.

Sicher, damit werfe ich gleich die Regel über Bord, dass ein Setup gar nicht lustig sein muss (sollte). Aber, es kann helfen. Ein unbekannter, skurriler Fakt bringt schon mal ungeteilte Aufmerksamkeit.
Ich erzähle zum Beispiel gerne, dass die DNA des Menschen zu 55% identisch ist mit der DNA einer Banane!
Das sind schon mal funny News für das Publikum.
Wenn du allerdings schon auf lustige Prämissen aufbaust, musst du dir über eines im Klaren sein: Deine Gags dazu müssen lustiger sein als dein Fundament! Wenn dein skurriler Fakt (den du irgendwo abgeschrieben hast) einen lauteren Lacher hat als dein zugehöriger Gag, dann hast du deinen Job (noch) nicht richtig gemacht.

Gespräche. Gespräche. Mehr Gespräche.

Vom eigenen Lebenspartner bis zur einmaligen Begegnung auf der Straße – wir kommunizieren ständig. Und daraus lässt sich immer unheimlich viel ziehen. Manchmal muss man es sogar einfach nur 1:1 weitergeben, oder nur ein bisschen an der Phantasie-Schraube drehen. Dabei muss es noch nicht mal das sein, was dir Ehepartner, Kind, Arbeitskollege oder Bewährungshelfer so sprachlich angedeihen lassen. Auch das, was du in Bus, Bahn, Wartezimmer hörst – oder dir von anderen erzähl wird. Ich habe mir jedenfalls angewöhnt, besondere Sprachperlen oder Situationen sofort zu notieren. Wenn dann mal eine leichte Ebbe im Kopf ist, kommen die Notizen wieder zum Vorschein – und eine Schreibblockade in weiter Ferne…

Deine Geschichte ist voller Geschichten!

Jede Familie und jeder Freundeskreis hat die Geschichten, die immer wieder vorgekramt werden und bei denen man sich auch zum 20. Mal zusammen auf dem Boden wälzt. Genau solche Stories können auch für alle anderen lustig sein – wenn man ein paar Regeln beachtet. Die Stories dürfen natürlich nicht zu viel Insiderwissen voraussetzen, dass du umständlich erklären musst. Dein Publikum muss folgen können, auch wenn es die Personen von denen du erzählst nicht kennt – das ist zu Beginn nicht immer einfach. Daher fängt man am besten an, die Stories, die einem selbst passiert sind zu erzählen (und auszuschmücken). Schreibe deine größten Peinlichkeiten auf oder nimm dir eine aus deinem Bekanntenkreis und schreibe sie auf dich um.
Warum es besser ist, wenn Du im Mittelpunkt deiner Gags stehst, habe ich in diesem Artikel schon einmal erklärt.
Und ja, dazu kann natürlich auch dein eigentlicher Job zählen, gerade, wenn der nicht so alltäglich ist.
Aber selbst wenn nicht, es ist der Job von Comedians auch in den banalen Dingen das Lustige zu finden.

Und sonst noch was gegen die Schreibblockade? Einiges…

Sprichworte, Wortspiele, Horoskope, Film-Plots, Songlyrics, TV-Serien, Bücher im Gespräch, Promi-News, Wetter-Kapriolen, Werbesprüche… die Liste geht noch weiter, wenn man nur etwas nachdenkt.

Alles, womit das Publikum ohne viel Worte etwas anfangen kann, weil man es kennt oder davon gehört hat, kann das Fundament für Gags sein. Manchmal ist es sogar gut, wenn die Leute von einer Sache noch nicht gehört haben. Dazu werde ich aber sicher noch einen eigenen Artikel erarbeiten und die Vorteile aufzeigen.

Fazit

So etwas wie eine Schreibblockade gibt es nicht. Es gibt immer ein Thema, das uns Vorlagen für Gags gibt. Wenn man damit einmal nicht weiter kommt, dann ist vielleicht eine Pause und die Beschäftigung mit einem anderen „Fundament“ eine Hilfe. Blockiert sein kann man als Comedian so gesehen nie – denn es gibt Millionen Themen.

Mach´s einfach witzig - Tutorial für mehr Humor

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