John Cleese „So, anyway“ (Autobiographie)

Wenn man das Personal für den ultimativen Comedy-Olymp zusammenstellen müsste, er wäre ein ziemlich sicherer Kandidat. 

Egal ob mit Monty Python, Falty Towers oder auch
“Ein Fisch namens Wanda”, John Cleese hat sich über fünf Jahrzehnte in unser Zwerchfell eingebrannt.

Entsprechend hohe Erwartungen hat man, wenn so einer seine Autobiographie herausbringt – und natürlich erfüllt er sie. Und dann aber auch wieder nicht. 

(Ich habe die englische Version, es gibt mittlerweile aber auch eine Übersetzung aus dem Karl Blessing Verlag.)

Viel Kindheit bis zum Kindskopf

Diese Biographie ist chronologisch – äußerst chronologisch. man erfährt so ziemlich alles aus den ersten Jahren des kleinen John Cleese (dessen eigentlicher Nachname Cheese wäre, hätte sein Vater ihn nicht geändert), dem liebevollen Verhältnis zu seinem Vater und das freudlose zu seiner Mutter.

Das mag vielleicht einen kleinen Einblick darauf geben, das Kindheitserinnerungen und Beziehungen und das Ringen nach Aufmerksamkeit vielleicht ein Motor für spätere Comedy sein kann, allerdings reißt einen das gut behütete Leben eines jungen Engländers in den 50er Jahren nicht gerade vom Hocker.

Zumal Cleese auch seine schulische Laufbahn und seine ambitionierten Anfänge als Lehrer und sein Jura Studium sehr ausführlich beschreibt.

Natürlich macht er das auf amüsante Art aber richtig interessant wird es erst, als er sich der Comedy Truppe “Footlights” in der Uni Cambridge anschließt, die auch wunderbare Talente wie Stephen Fry, Hugh Laurie oder Jimmy Carr hervorbrachte. 

Neben seiner “Grundausbildung” gab es hier eine schicksalshafte Begegnung mit einem jungen Medizin-Studenten namens Graham Chapman

Der lange Weg zu den Pythons – und wieder zurück

Aber, bis zur legendären Truppe sollte es noch lange dauern und man ist erstaunt, was John Cleese (und auch die anderen Pythons) alles bereits in den Jahren vorher für das britische Fernsehen und die Bühne alles schon abgerissen haben.

Sehr eingebunden in seine Erinnerungen ist auch die Zeit mit seiner ersten Frau Connie Booth, die später zusammen mit ihm die „Falty Towers“ – Drehbücher schrieb. 

Man mag sich wundern, warum Cleese seine Anfangsjahre in dieser Ausführlichkeit und genau bis zum Jahr 1969 – dem Start der ersten Staffel von “Monty Pythons Flying Circus”- ausführt. „Falty Towers“ oder „Wanda“ werden zwischendurch kurz eingestreut, jedoch ohne wirklich darauf einzugehen.

Vielleicht ist es ein Hinweis darauf, dass da noch ein zweiter Teil schlummert, der sich demnächst anschließt. Auf der anderen Seite gibt Cleese auch versteckt zu, dass diese wohl auch seine einzigen beiden Höhepunkte nach den Pythons waren. 

Er müsste dann konsequenterweise auch so einige Flops (wie Wilde Kreaturen, den Nachfolger von “Wanda”) und das Scheitern dreier Ehen beschreiben, samt sehr hoher damit verbundener Kosten, die sicher der Grund für einige zweifelhafte Entscheidungen im Künstlerleben des John Marwood Cleese gewesen sein dürften.

So “beschränkt” sich Cleese vor allem auf das Arbeiten als Schreiber – dann als das bezeichnet er sich – und die anderen Pythons.

Die Einblicke in die Comedy sind rar aber wichtig   

Allzu viel lernt man sicher nicht über die Comedy und ihre Techniken  – hier und da gibt Cleese die eine oder andere Einsicht in die Dynamik auf der Bühne – vor allem bei Sketchen mit KollegInnen.

Viel wichtiger ist die Sicht auf den Comedy-Schreiber, der zusammen mit Graham Chapman als Teamplayer konstant für Jahre und viele verschiedene Auftraggeber wie David Frost, Marty Feldman oder Peter Sellers und natürlich eigene Projekte.

Man darf also kein Workbook erwarten, aber vor allem nach hinten raus dann einen schönen Einblick auf die witzigste Comedy-Truppe aller Zeiten und speziell auf seine Arbeit mit dem 1989 verstorbenen Schreibpartner Graham Chapman.

Ganz zum Schluss schließt sich der Bogen, denn während Cleese sein Buch 2014 schrieb, gab es das große, letzte Comeback der Pythons für 10 binnen Stunden ausverkaufte Shows in der Londoner O2-Arena. 

Diesen unverhofften Schlusspunkt (der Grund dafür wird im Buch verraten) nimmt John Cleese nochmal zum Anlass für einen ganz eigenen Blick auf sich und „die Jungs“, die damals nichts anderes wollten als Menschen zum Lachen zu bringen.

Meine Bewertung:


  • John Cleese: So, Anyway…
  • Publisher ‏ : ‎ Arrow Books
  • Sprache ‏ : ‎ English
  • Paperback ‏ : ‎ 400 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 0385348266
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-0385348263
  • Preis: 9.99 Pfund

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