Warum zu viel Input deiner Comedy schaden kann

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In meinem Tutorial „Mach´s einfach witzig“ für mehr Humor in Texten und Vorträgen heißt ein Kapitel
„Wissen ist Macht, mehr Wissen macht witzig“.
Darin geht es unter anderem darum , dass mehr Informationen zu einem Thema eben auch mehr Möglichkeiten für Comedy bietet – sofern die Zuhörerschaft diesen Informationen folgen kann.

Allerdings bedeutet es nicht, dass pausenloses Zusammentragen von Infos, Fakten oder Neuigkeiten gleich von sich aus die Gags bieten. Auch hier kommt es, wie so oft in der Comedy, auf einen guten Aufbau an.

Natürlich ist gerade bei einem Thema, mit dem du nicht so vertraut bist, eine Recherche notwendig, um Beziehungen herstellen zu können, lustige Vergleiche, Wortspiele, u.ä.

Vor allem ist aber erstmal wichtig, eine Grundlage für Gags zu haben und der beginnt immer mit dir.
Nehmen wir an, du hast ein Thema über das du Gags schreiben willst, welches du aber nicht wirklich gut kennst. Sagen wir, du hast eine lustige Meldung über das Thema „Taubenzucht“ gelesen und dazu ist dir ein Gag. eingefallen (oder die Meldung ist für sich schon lustig und du möchtest hier noch eigenes draufsetzen).

Du möchtest also mehr aus dem Thema rausholen, es quasi „melken“ – ja, so nennen wir es auch…

Der erste Tipp klingt komisch, kann aber eine sehr große Wirkung haben:

Nutze die Tatsache aus, dass du absolut nichts über das Thema weißt!

Gerade aus der Diskrepanz zwischen Unwissen und Wissen lassen sich tolle Gags ziehen.
Bevor du dir dieses Stadium durch „zu viel“ Input verdirbst, nutze es aus und notiere dir mal alles, was du über „Taubenzucht“ weißt. Denk daran: Es geht nicht darum, nur die Dinge zu notieren, die du tatsächlich „richtig“ weißt, sondern auch alle deine Mutmaßungen oder auch Fragen zu dem Thema.

Blende dabei deinen Anfangsfunken, die lustige Meldung, erstmal komplett aus. Beschäftige dich erst wieder mit ihr, wenn deine Liste fertig ist und du sie mit der Meldung abgleichst.

Du nutzt so also das Stadium der Unwissenheit, um Gags zu generieren und gehst dann in die richtige Recherche über das Thema „Taubenzucht“.
Auch diese Fakten kannst du dann nochmal mit deinem eigenen Wissen vergleichen und auch dort sicher Material für Gags finden.

Wichtig dabei ist, dass du irgendwann den Input-Prozess beendest (oder unterbrichst), um die Gags „abschöpfen zu können. Was dabei hilft ist der nächste Tipp:

POV: Deine Haltung zu einem Thema ist der Nährboden für Gags

Deine Ansicht, deine Haltung, dein „Point Of View“ als Comedy-Figur kann so einige Steine ins Rollen bringen – vor allem dann, wenn sie nicht der allgemeinen entspricht. Dabei ist egal, ob du wirklich der Meinung bist, oder sie eben für deine Gags einnimmst.
Das Thema + Deine eigene Meinung kann schon genug Spannung erzeugen, die du für befreiende Pointen nutzen kannst. Je wilder oder kontroverser die Meinung, desto interessierter sollte dein Publikum werden. Wenn du, um bei unserem Beispiel zu bleiben, einfach behauptest, dass du es gut finden würdest, wenn „Taubenzucht an Schulen gelehrt werden sollte“, dann macht das erstmal neugierig und man ist auf die Begründung gespannt.
Und die bietet die Möglichkeit für Gags, sei es eine Analogie oder ähnliches.
Wichtig dabei ist: Man muss dir (bzw. deiner Figur) die Meinung auch abnehmen!

Wenn du mehr Erfahrung im Gag schreiben bekommst und auch viel sicherer deine Haltung definieren kannst, dann wird dieser Abgleich quasi schon fast immer automatisch laufen – sogar ohne, dass du es willst.
Du hörst, siehst oder liest etwas und die kleine Comedystimme in deinem Kopf souffliert dir direkt die ersten lustigen Gedanken dazu.

Du musst allerdings nicht immer eine Meinung gegen den Strich einnehmen. Oft kommen die Lacher auch aus der Bestätigung heraus, dass Menschen im Publikum genau die gleichen Gedanken und Haltungen zu bestimmten Themen haben. Oder du sprichst aus, was viele denken, aber keiner sich traut zu sagen.

Wenn du als treusorgendes Elternteil plötzlich unumwunden zugibst, dass du die Nachkommen manchmal einfach nur „an die Wand klatschen“ könntest, dann wirst du einige zustimmend nickende Lacher haben.
Und alle wissen, dass dies natürlich nur sprichwörtlich gemeint, aber nun mal wahr ist.

FAZIT:

Um viele Beziehungen zu einem Thema herstellen zu können sind Infos und Fakten natürlich wichtig.
Noch wichtiger für Gags sind allerdings deine Erfahrungen (falls vorhanden) und immer eine Meinung/Haltung zum jeweiligen Thema. Hieraus zieht sich entweder der Konflikt oder die Bestätigung als Nährstoff für Lacher.
Die Gags sollen dabei zur Person/Figur passen sonst entsteht Verwirrung.

Bei ganz unbekannten Themen empfiehlt es sich zuerst unbedarft an die Sache ranzugehen und daraus zuerst die Gags ziehen um dann in die Recherche und damit ins Detail zu gehen. Um den Prozess ins Rollen zu bringen, sollte die Recherche ab einem gewissen Punkt vorerst eingestellt werden, um sie mit den Erfahrungen und der Meinung abzugleichen. So entstehen die ersten Gags zum neuen Thema.

Gehe also am besten Häppchenweise vor, damit du mit dem Thema, den Infos in Verbindung mit deinem POV die ersten Gags schmieden kannst.

Im weiteren Prozess werden sich immer wieder neue Anknüpfungspunkte zum Bit finden, wenn wieder neue Infos aufgenommen wurden.

Auf diesem Wege schaffst du es immer wieder, ein Bit als Grundidee aufzubauen und optimal „zu melken“.

Verrückte Kuh
Mach´s einfach witzig - Tutorial für mehr Humor

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