Keine Angst vor dem ersten Auftritt! 2 Gründe

Vielleicht hast du sie auch schon gehört, so Geschichten von Comedians und ihrem allerersten Auftritt. Wie bei vielen “ersten Malen” gibt es hier auch selten große Erfolgsstories zu hören. 

Fast alle ersten Auftritte waren bei Comedians mittelprächtig bis schlecht und jede(r) wird es zugeben. Das ist aber auch egal. Wichtig ist, dass du überhaupt von einem ersten Auftritt sprechen kannst und ihn durchgezogen hast. Jetzt weißt du, wovon du redest, denn du hast auf einer Bühne gestanden und versucht, fremde Menschen zum lachen zu bringen. 

Das ist ein Prozess und wie die Chinesen so schön sagen: 


Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt

Wenn du dich aber immer noch nicht trauen solltest, dann möchte ich dir ein wenig die Angst nehmen – zumindest einen Großteil davon.

Dein erstes Mal sollte idealerweise bei einem Comedy Open Mic zusammen mit Comedians verschiedenster Erfahrungsstufen stattfinden. 

Am besten meldest du dich bei einem in deiner Nähe an. Überlege nicht, tu es einfach – oder bitte jemand anderen es für dich zu tun, ganz egal.

(Einen Link zum Artikel mit einer Liste von möglichen Bühnen in einigen Großstädten Deutschlands findest du am Ende dieses Artikels.)

Jetzt hast du einen Termin, auf den du hinarbeiten kannst, an deinem Material arbeiten. In der Regel wirst du als Newcomer nicht mehr als 5 Minuten Bühnenzeit bekommen. Eine Ewigkeit! 

Mache dir aber über die Zeit erstmal keine Gedanken. Kein Problem, wenn du etwas kürzer bist und wenn es zu lang wird, holt die Moderation dich “sanft von der Bühne”.

Wichtig für dich sind zwei Sachen:


1. Comedians supporten Newcomer eigentlich immer

Jeder kennt das Gefühl, zum ersten Mal da hoch zu gehen, den Respekt, die Überwindung, die es kostet. Daher hast du schon einen gewissen Grundrespekt erworben und der wird mit Freundlichkeit belohnt. Jeder von uns freut sich, einen Newcomer auf der Bühne zu sehen, weil man weiß, in der Regel wird da ein anderer Mensch nach den 5 Minuten wieder die Bühne verlassen. 

Der Zuspruch aller KollegInnen ist dir also schon mal sicher und sollte etwas beruhigen. 

In der Regel wirst du nach der Pause auftreten. Dann sind die ersten Comedians durch und das Publikum schon warm. Newcomer so “einzubetten”  hilft sowohl dir, als auch der Show, denn natürlich erwartet man jetzt eine leichte “Qualitäts-Delle”, die aber mittendrin nicht so tragisch ist, denn nach hinten raus wird noch mal aufgedreht, z.B. mit einem Headliner, also sehr erfahrenen Comedians.

Außerdem werden die Hosts eines Open Mic das Publikum immer auf einen Newcomer, gerade beim allerersten Auftritt, einstimmen. Sie werden erklären, warum es ein besonderer Moment ist und um einen besonders herzlichen Applaus bitten. Und so wird es doch gleich leichter, oder?

Okay, das mag vielleicht etwas “geschummelt” vorkommen, weil du ja die Leute mit deinen Gags gewinnen willst, aber wenn du in ein Taxi steigst und sich dann herausstellt, der Fahrer hat gerade seine erste Fahrstunde, dann solltest du wissen, dass die Fahrt vielleicht etwas anders verläuft als gedacht, oder?.


2. Das Publikum WILL lachen 

Die Leute sind zur Show gekommen um zu lachen, um Spaß zu haben. Das werden sie sich von ein paar, noch nicht ganz hundertprozentig sitzenden Gags nicht nehmen lassen. Sie werden dir sehr wohlwollend gegenüber sitzen und dir sehr viel Möglichkeiten geben, sie zu unterhalten. Du müsstest also schon wirklich seeeehr mies performen, um nicht wenigstens ein paar Lacher und einen warmen Schlussapplaus als “Teilnehmer-Urkunde” zu bekommen. 

Dafür ist das deutsche Publikum auch wirklich zu nett – gottseidank. 

Dieser Welpenschutz wird nach einer gewissen Anzahl an Auftritten natürlich nicht mehr da sein, aber dann solltest du ihn auch nicht mehr brauchen.


Der Zusatz-Tipp:

Lass deine Freunde zu Hause!

Na gut, außer vielleicht, den oder die eine, die dich für die Show angemeldet hat. 

Ich habe Newcomer erlebt, die mit einer ganzen Entourage in eine Show eingefallen sind, die dann natürlich wie blöd gelacht hat (sonst niemand!)

Das hilft dir nicht wirklich weiter und macht deine Freunde auch noch zu Lügnern.
(“Also, ich fand dich voll gut!”)

Gegen einen Comedy-affinen Beistand ist nix einzuwenden, wenn er dazu noch ehrlich ist. Beschränke das aber besser auf maximal zwei – auch wegen der zweiten Meinung.

Alles andere macht dich aber sicher nicht ruhiger oder verzerrt das Bild, wenn “deine Leute” den Großteil des Publikums stellen. 

Ich hoffe, ich konnte dir so ein bisschen den Bammel davor nehmen, einfach auf eine Bühne zu hüpfen und es auszuprobieren. Komm schon, du willst es doch, oder?

Also!

Fazit

Gerade als „Erstie“ befindest du dich während einer Comedy-Show in friedlichen Gewässern. Alle sind erstmal für dich und nicht gegen dich. Die erfahrenen KollegInnen kenne die Situation und im Publikum würde sicher keiner mit dir tauschen wollen. Nutze diese freundliche Energie, um deinen ersten Auftritt zu meistern. Und dann plane direkt den nächsten!

Hier der versprochene Link mit Bühnen für NewcomerInnen: Wo auftreten als Newcomer?

Auch in meinen Shows bietet sich die Möglichkeit: Dicke Lippe Comedy Show


2 Kommentare

  1. Ehrlich gesagt war mein erster Auftritt alles andere als mittelprächtig oder schlecht, ganz im Gegenteil. Und die Geschichte meines Auftrittes ist da einen sehr ungewöhnlichen Weg gegangen.
    Ich war viele Jahre lang erwerbslos, wurde vom Jobcenter in Maßnahmen diverser Bildungsträger gesteckt, die teilweise eben auch Praktika beinhielten.
    Nun war es jedoch so, dass ich zwar Kaufmann im Einzelhandel gelernt habe, die Dozenten der Bildungsträger für mich eine vollkommen andere Berufsrichtung gesehen haben: Die Unterhaltung. So bekam ich zuerst ein Praktikum beim Radio, zwei Jahre später eines bei einem Fernsehsender, ein weiteres Jahr später erneut ein Platz bei einem Radiosender.
    Dann hatte ich zwar wieder eine Anstellung gefunden (Handel), aber weil es nur 80 Stunden/Monat waren, sollte ich erneut in eine Maßnahme, damit ich einen Job finde, der mich zu einem Job mit einer höheren Stundenzahl führt.
    Es war eher eine ein-Dozent-ein-Teilnehmer-Maßnahme.
    Der Dozent fragte mich, was ich gern beruflich machen wollte, ich erklärte, am liebsten ein Volontariat beim Radio. Dozent wollte wissen, ob ich überhaupt schreiben kann. Also gab ich ihm ein paar meiner Texte. Diese waren zwar noch nicht ausgereift, überzeugten ihn aber, dass ich mich tatsächlich schriftlich gut auszudrücken vermag.
    Er riet mir, auf Offenen Bühnen aufzutreten und Lesungen zu halten.
    Nun, 50% seines Ratschlags habe ich befolgt: Ich bin auf eine Offene Bühne gegangen (diese fand statt in der KuBa-Halle in Wolfenbüttel). Die anderen 50% bestanden dann aus meinem ersten Comedy-Stand-Up.
    Und ja, es war in mehrfacher Hinsicht großartig: Ich säte Witze und erntete Lacher. Und sogar einen Zwischendurchapplaus :-).
    Und nach der Show kam ein weiterer Comedian auf mich zu und fragte: „War das wirklich dein erster Auftritt?“
    „Ja. Das habe ich noch nie zuvor gemacht.“
    „Ganz ehrlich, das hat man dir nicht angemerkt. Du kamst rüber wie jemand, der schon seine 30 – 40 Auftritte hinter sich hatte.“
    Auch wenn mich diese Aussage sehr gefreut hatte, ich habe dennoch beschlossen, mich im Bereich der Comedy weiterzubilden und weiterzuüben und Erfahrung zu sammeln.

    1. Danke Dir für deine Story! Das ist schön zu hören. Ja, es gibt natürlich auch diese Ausnahmen – vor allem, wenn man schon etwas geübt ist im Reden oder sogar schon mal auf einer Bühne gestanden ist. Und auch das Alter spielt eine Rolle. Dann hast du natürlich schon ein anderes Auftreten. Viele, die starten, haben das aber noch nicht, sind jung und kennen keine Bühne. Sie müssen das Formulieren für den Auftritt erst üben und da gibt es halt viele kleine Dinge zu beachten. Mein erster (reiner) Stand up-Auftritt war auch wirklich angenehm – allerdings kannte ich da die Bühnensituation auch schon seit gut 25 Jahren durch Musik und Lesungen. Andere Versuche, etwas Stand up einzustreuen sind aber vorher gnadenlos gescheitert. Ein guter Start ist immer schön, aber eher nicht die Regel. Und zwischendurch wird es immer wieder Rückschläge geben- Das macht es ja auch so interessant. Daher ist es schön, dass du weiter dranbleibst und mehr lernen willst. Das wollen wir alle, die Comedy machen, denn da lernt man nie aus. Ich hoffe, ich kann dir hier noch einige Anregungen geben.

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