Comedy: Worüber soll ich nur reden?

Bühne

Den Drang, sich auf eine Stand up-Bühne zu stellen, hat man natürlich, wenn man der Meinung ist, dass man andere zum Lachen bringen kann. 

Bei Vielen klappt das im Freundeskreis und auf Partys, oft in einem “sicheren Umfeld”, wo man den Leuten auch schon bekannt ist. Für wildfremde Menschen auf einer Bühne lustig zu sein ist allerdings etwas völlig anderes! Oft fehlt es dann an richtigen Themen.

Und selbst, wenn man ein paar gute Sprüche hat, die auch schon mal bei Fremden funktioniert haben, sollte man schon einen besseren Plan haben, um die ersten 5-7 Minuten auf einer Open Mic-Bühne zu überleben.

Denn 5 Minuten können so verdammt lang sein, wenn man nur seinen Pulsschlag im Hals hört und sonst NICHTS im Raum. 

Und ja, es ist sogar noch schlimmer, als du es dir gerade ausmalst…

Der beste und sicherste Weg ist natürlich der, dem Publikum was von dir zu erzählen und darüber Gags zu machen. Ich weiß, das ist nicht neu und wird von nahezu allen Comedians gemacht.
Aber, frag dich mal warum?

Die offensichtliche Prämisse

Ein Gag besteht aus einer Prämisse und einer Punchline. Die Premisse erklärt das Thema und auch deine Haltung dazu. Sie enthält  Informationen, die mit der Punchline kollidieren und den Lacher erzwingen.

Die meisten Gags scheitern nicht an schlechten Punchlines sondern eher an schlechten oder unvollständigen Prämissen. Die Leute können den Zusammenhang nicht herstellen, weil eine Information fehlt.

Wenn du aber sicher sein kannst, dass wirklich alle die Informationen für einen Gag haben, werden Punchlines einfacher. 

Wie kannst du sicher sein, dass alle die gleiche Informationen haben? 

Nun, sie sehen DICH, haben DEINEN Namen gehört und vielleicht auch noch, wo DU herkommst.

Zu Anfang nutzen fast alle Comedians den ersten Eindruck, den sie bei einem Publikum hinterlassen.
Du bist sehr groß oder klein? Schlank oder etwas fülliger? Du kleidest dich auffällig oder hast Ähnlichkeit mit einem Prominenten? Dein Name ist außergewöhnlich? Dein Wohnort ist speziell? 

All das kannst du direkt nutzen, weil du nichts dazu erklären musst – die Leute sehen oder erkennen die Prämisse sofort ohne ein Wort von dir!

Das bedeutet allerdings nicht, dass du z.b. als fülligere Person jetzt das Klischee der “Dicken-Witze” bedienen musst und dich quasi klein machst. Du kannst es selbstbewusst adressieren und für den ersten Lacher nutzen, der das Eis bricht.

Es ist also ein einfacher Einstieg in ein Set, gerade wenn man anfängt, wenn man das Offensichtliche anspricht und die Erwartungen des Publikums gleich bricht, um Lacher zu erzeugen. 

So eine offensichtliche Prämisse kann sich auch verschieben. Wenn ich heute vor einem sehr jungen Publikum auftrete, dann spreche ich natürlich das Offensichtliche an: mein, vergleichsweise, hohes Alter.

Ich bin was, was du nicht siehst

Als Vehikel für Gags dient neben bestimmten Informationen bzw. dem Thema auch deine Haltung dazu. Und das bedeutet, die Leute müssen irgendwie wissen, wie du tickst.

Auch das kannst du dir abnehmen lassen, wenn du z.B. über ein sehr sportliches Thema sprichst, du aber gut sichtbar der unsportlichste Typ im Saal bist. Schon haben wir Potenzial für Gags.

Die Macken, die man nicht sieht, müssen natürlich erklärt werden. Wenn diese Info dann aber sitzt beim Publikum, kann damit gearbeitet werden.

Um dieses Potenzial ausschöpfen zu können kannst du dir ja mal folgende Fragen selbst beantworten?

  • Was sind meine Stärken?
  • Was sind meine Schwächen?
  • Wovor habe ich Angst?
  • Was würde ich auch für 10 Millionen Euro niemals tun?
  • Welche Eigenschaften schätzen meine Freunde an mir?
  • Wofür könnte mich meine Partnerin würgen? 

Wenn du dir hierzu eine kleine Liste anlegst, hast du gleich eine Masse an Themen, die zu Gags führen können. Versuche es einfach mal!

Vielleicht fallen dir noch mehr Fragen ein und du lernst selber noch etwas über dich. 🙂
Comedy ist ja auch immer ein stückweit Therapie!

Comedian mit Mikro auf Bühne


Alles Ego oder was?

Das klingt vielleicht alles etwas egoistisch, sich nur mit sich selbst bei seinen Gags zu beschäftigen.
Die Wahrheit ist aber: ganz viele Leute im Publikum werden genau verstehen, worüber du redest, weil sie so oder ähnlich ticken.

Obwohl du die ganze Zeit über dich redest, werden dir alle folgen können.
Sei es aus Neugier (die Unwissenden) oder eben aus Verständnis (die Wissenden). 

Der Effekt von “ganz genauso geht es mir auch” darfst du bei der Comedy auch nie unterschätzen.
Im besten Fall nutzt du ihn.

FAZIT

Mit einer Handvoll Gags über diverse Themen kann man vielleicht auf eine Bühne gehen.
Eine besondere Beziehung zum Publikum bekommt man über die persönliche Ebene. 

Dass, was man sieht und über dich weiß, kannst du ohne große Erklärungen als “offensichtliche Prämisse” nutzen.

Deine Macken und Ticks bleiben hängen und dienen als “ständige Handicaps”, die die Zuhörer verinnerlichen. So funktionieren einige Gags ohne eine neue Erklärung.

Du redest zwar über dich, nimmst aber sicher viele Leute im Publikum mit.

Wenn du den Leuten klar machst, dass du ein total ängstlicher Typ bist und dann eine Story erzählst, in der du Mut brauchst, dann hast du den Nährboden für Gags gelegt – vor allem, wenn deine “Mutprobe” nur darin besteht, laut nach einer weiteren Kasse im Supermarkt zu fragen.

Also, finde deine Macken und mache sie zu Gags!

Mach´s einfach witzig - Tutorial für mehr Humor

www.mario-siegesmund.de

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